Universitäten verbrauchen zu viel Energie
- Verbessertes Energiemanagement könnte jährlich 10 Millionen Euro einsparen
- Betreuung und Energiemanagement verbessern
Karlsruhe/Stuttgart: Der Rechnungshof schätzt, dass die neun Universitäten in Baden-Württemberg 10 Prozent ihrer Energiekosten einsparen könnten. „Bei den derzeitigen Energiekosten bedeutet dies: Den Universitäten stünden im Haushalt jährlich mindestens 10 Millionen Euro mehr für Forschung und Lehre zur Verfügung, sie müssten nur umschichten. Das entspricht 40 Prozent dessen, was die Universitätsbibliotheken für Anschaffung für Bücher und Medien jährlich ausgeben“, so Max Munding, der Präsident des Rechnungshofs Baden-Württemberg, bei der Vorstellung der Denkschrift 2010 in Stuttgart.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Stromverbrauch der Universitäten dem von 182.000 Haushalten entspricht und der Wärmeverbrauch dem von 52.000 Haushalten. Die Gebäude der Universitäten verbrauchen je Quadratmeter Nutzfläche dreimal mehr Strom und zweimal mehr Wärme als alle anderen Landesgebäude.
Dies nahm der Rechnungshof zum Anlass, zusammen mit den staatlichen Rechnungsprüfungsämtern den Energieverbrauch der Universitäten anhand von 17 neueren oder generalsanierten Universitätsgebäuden zu untersuchen. Aufgrund der stetig gewachsenen Anforderungen an den Wärme- und Klimaschutz sowie an das energieeffiziente Bauen wurde bei den Gebäuden, die in den letzten fünf bis acht Jahren in Betrieb genommen wurden, ein besonders energieeffizienter Gebäudebetrieb erwartet.
Jetzt wurde festgestellt, dass allein bei diesen Gebäuden ein Wärmeeinsparpotenzial von 25 Prozent besteht. Das Einsparpotenzial beim Strom beträgt mehr als 50 Prozent.
Für die hohen Energieverbräuche waren zum Teil auch planerische und bauliche Aspekte mit verantwortlich, zum Beispiel durch Überdimensionierung der technischen Anlagen, zu geringe Wärmerückgewinnungsgrade in raumlufttechnischen Anlagen, Glasarchitektur mit bodentiefen Fenstern, die unnötig hohe Kosten für Kühlung verursachen.
Der überwiegende Teil des Energieeinsparpotenzials liegt allerdings im Verantwortungsbereich der Universitäten selbst. In einigen Fällen wird die teuer installierte Gebäudetechnik nicht optimal energiesparend genutzt, weil qualifiziertes Fachpersonal zur Betreuung der Anlagen fehlt. Teilweise fehlt es auch an einem konsequenten Energiemanagement. So leisten sich manche Universitäten noch immer den Luxus, Laborräume auch über Nacht mit vier- bis achtfachem Luftwechsel pro Stunde zu be- und entlüften, anstatt die Anlagen je nach Labortyp herunter zu fahren oder abzuschalten.
Auffällig ist die hohe elektrische Grundlast von Universitätsgebäuden, obgleich der eigentliche Dienstbetrieb nur zu einem Zehntel zum Stromverbrauch beiträgt. Wesentliche Ursache des immensen Grundlastverbrauchs sind die ständig steigenden Anforderungen an die Informations- und Kommunikationstechnik. Hier bieten energiesparende Betriebsstrategien überdurchschnittlich hohe Stromeinsparmöglichkeiten.