Rechnungshof kritisiert teure Kita-Neubauten an Hochschulen
- Vom Land vorwiegend für Kinder eigener Bediensteter und Studierender gebaute Kitas sind deutlich teurer als kommunale Baumaßnahmen
- Aufwendige Außenanlagen, üppige Turnhallen und unnötige Terrassen
- Landeseinheitliche Standards und wirtschaftliche Typenplanungen fehlen
Karlsruhe/Stuttgart: Der Rechnungshof Baden-Württemberg untersuchte die Wirtschaftlichkeit von sechs landeseigenen Neubauten zur Kinderbetreuung. Diese Neubauten wurden an drei Universitäten, einer Hochschule und einer Universitätsklinik errichtet. Die Baukosten dieser Neubauten betrugen insgesamt 16,5 Mio. Euro für 404 Betreuungsplätze. Derzeit werden weitere landeseigene Kindertagesstätten in Stuttgart und Mannheim gebaut.
Die Kinderbetreuung ist eine kommunale Aufgabe. Das Land hat die geprüften Baumaßnahmen freiwillig erstellt. Der Rechnungshof untersuchte, ob diese Projekte wirtschaftlich umgesetzt wurden und welche zusätzliche Belastung dem Staatlichen Hochbau durch ihren Unterhalt entstehen wird.
Auf zwei der sechs geprüften Baumaßnahmen, das Kinderhaus der Universität Konstanz und das KinderUniversum des KIT in Karlsruhe, entfielen Baukosten von jeweils rund 5 Mio. Euro. Bei diesen Maßnahmen entstanden dem Land Gesamtbaukosten von mehr als 50.000 Euro je Betreuungsplatz. Kindertagesstätten in kommunaler Trägerschaft kosten im bundesweiten Vergleich überschlägig nur 30.000 Euro je Betreuungsplatz.
Auf aufwendige Turnhallen, Atrien, Sonderräume und Terrassen hätte verzichtet werden sollen. Außenspielflächen hätten wirtschaftlicher und trotzdem bedarfs- und kindgerecht umgesetzt werden können. Zum Beispiel wurden beim KinderUniversum des KIT alleine 230.000 Euro für eine Holzspielwand mit Wippe und Wasserspielen ausgegeben. Im Kinderhaus der Universität Konstanz wurden witterungsunabhängige Wasser- und Sandspielräume im Inneren des Gebäudes geschaffen.
Es wurde offensichtlich in einen zu großen Kostenrahmen hineingeplant, anstatt die Kosten am erforderlichen Ausstattungsbedarf zu orientieren. Sowohl in Konstanz als auch in Karlsruhe hätten die Kosten durch eine weniger aufwendige bauliche Gestaltung und Ausstattung um jeweils etwa 1 Mio. Euro gesenkt werden können.
Für eine Vielzahl von Nutzungsanforderungen und Gebäudetypen bestehen mit den Ministerien abgestimmte Musterraumprogramme, nicht jedoch für Gebäude zur Kinderbetreuung. Der Rechnungshof fordert daher, dass sich Baumaßnahmen des Landes für die Kinderbetreuung, auch wenn sie durch Hochschulen finanziert werden, am Bedarf orientieren und wirtschaftlich umgesetzt werden müssen. Obwohl es sich um eine freiwillige Aufgabe des Landes handelt, sollten landeseinheitliche Standards definiert sowie eine modulare Musterraumplanung für Neubauten zur Kinderbetreuung erstellt werden.
Untersucht wurden folgende Baumaßnahmen:
- „KinderUniversum“ des Karlsruher Institut für Technologie
- „Kinderhaus Knirps & Co.“ An der Universität Konstanz
- „PH Strolche“ an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd
- „Kinderhaus Pfaffenwald“ an der Universität Stuttgart
- Kindergarten an der Universitätsklinik Ulm
- Kinderkrippe an der Universitätsklinik Ulm