Personalüberhänge bei den Landesbibliotheken festgestellt
- Bei den Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart könnten jährlich 1,9 Mio. € an Personalkosten eingespart werden
- In Stuttgart sollte in einen Anbau investiert werden
- Einführung von jährlichen Benutzungsgebühren empfohlen
Karlsruhe/Stuttgart. „Bei der Badischen und der Württembergischen Landesbibliothek könnten jährlich 1,9 Mio. € eingespart werden, wenn die Personalausstattung und die Personalstruktur dem wirklichen Bedarf angepasst werden“, so Martin Frank, der Präsident des Rechnungshofs Baden-Württemberg, bei der Vorstellung der Denkschrift 2006 in Stuttgart.
Das Land betreibt mit der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe und der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart zwei große wissenschaftliche Universalbibliotheken mit insgesamt über 7,5 Millionen Medieneinheiten. Im Jahr 2004 hat sich das Land mit insgesamt fast 14 Mio. € an den Ausgaben der beiden Bibliotheken beteiligt.
Der Rechnungshof hat im Jahr 2005 die Personalausstattung und die Aufgabenerledigung der beiden Landesbibliotheken vergleichend untersucht, um Einsparmöglichkeiten im Bereich des eingesetzten Personals aufzuzeigen und Vorschläge zur Verbesserung des wirtschaftlichen Ergebnisses der Landesbibliotheken zu machen. Hierbei haben die Finanzkontrolleure Personalüberhänge festgestellt. Bei der Badischen Landesbibliothek könnten 28 Vollzeitbeschäftigte und in Stuttgart 4 Vollzeitbeschäftigte eingespart werden. Darüber hinaus verfügt die Württembergische Landesbibliothek über zahlreiche zu hoch dotierte Stellen. Insgesamt errechneten die Karlsruher Finanzkontrolleure so ein Einsparpotenzial von jährlich 1,9 Mio. €. Betroffen von diesen Einsparvorschlägen seien in Karlsruhe vor allem die Medienbearbeitung, der Magazindienst und der Reinigungsdienst.
In Stuttgart sollte nach Ansicht des Rechnungshofs in einen Anbau investiert werden. Da die Räumlichkeiten im Hauptgebäude nicht ausreichen, um alle Bibliotheksbereiche dort unterzubringen, fielen jährlich 420.000 € Miete für die Außenstellen sowie Kosten für die Medientransporte an. Nach den Berechnungen der Karlsruher Kontrollbehörde könnten diese Kosten sowie bis zu 15 Vollzeitbeschäftigte durch bauliche Veränderungen eingespart werden, die eine Neuorganisation der Lesesäle und des Magazins zulassen. Die Baukosten in Millionenhöhe würden sich bei entsprechender Umstrukturierung amortisieren.
Nach Auffassung der Finanzkontrolleure sollten die beiden Landesbibliotheken zur Verbesserung ihres wirtschaftlichen Ergebnisses auch ihr Leistungsangebot maßvoll einschränken. Sie schlagen vor, künftig nicht mehr jedes bei der Bibliothek abgeliefertes Pflichtexemplar der in Baden-Württemberg erscheinenden Literatur zu archivieren, sondern eine vernünftige Auswahl zu treffen. Auch sollten die Öffnungszeiten überprüft werden. Zudem könnten Mehreinnahmen durch jährliche Benutzungsgebühren und eine Erhöhung der Fernleihgebühren erzielt werden. „Die Vorstellung, dass Einnahmen und Ausgaben des Landeshaushalts ohne spürbare Leistungseinschränkungen zur Deckung gebracht werden könnten, ist unrealistisch. Es besteht kein Grund, die Landesbibliotheken von dieser allgemeinen Entwicklung auszunehmen“, begründete Präsident Frank die Vorschläge des Rechnungshofs bei der Pressekonferenz in Stuttgart.