Kostensensibilität schärfen, um Verschwendung zu vermeiden - Für 36 qm großes Gewächshaus rd. 310.000 € aufgewendet
- 36 qm großes Gewächshaus so teuer wie ein mittleres Einfamilienhaus
- Mit 8.600 € je m² Nutzfläche so teuer wie hochwertig ausgestattete Institutsflächen
- Mittel für Sanierung vorhandener Glaspavillions fehlen jedoch
Karlsruhe/Stuttgart. "Für großzügigen Umgang mit öffentlichen Mitteln besteht angesichts leerer Kassen heute erst recht kein Raum mehr. Bei manchen Vorhaben scheint in den Staatlichen Vermögens- und Hochbauämtern noch immer eine kritische Distanz zu den vorgeschlagenen Pojekten zu fehlen, so dass die Kosten keine Rolle spielen. Auch ist zu bemängeln, dass man vielfach keine klare Festlegung der Prioritäten vornimmt. Dies zeigt der Bau eines 36 qm großen Gewächshauses für rd. 310.000 € allzu deutlich," beklagt Martin Frank, der Präsident des Rechnungshofs Baden-Württemberg, bei der Vorstellung der Denkschrift 2002 vor Journalisten in Stuttgart.
Nach den Feststellungen des Rechnungshofs ist im Botanischen Garten der Universität Tübingen ein 36 qm großes Gewächshaus für seltene Fuchsien-Pflanzen errichtet worden. Hierfür wurden insgesamt 310.000 € aufgewendet. Damit ist das Gewächshaus so teuer wie ein mittleres Einfamilienhaus. Diese Kosten von etwa 8.600 € je qm Nutzfläche entsprechen letztlich einem Preis für hochwertig ausgestattete Institutsflächen.
Das Gewächshaus ließ das zuständige Bauamt nach einer entsprechenden Anforderung des Botanischen Instituts durch einen freien Architekten auf Grund einer äußerst anspruchsvollen und aufwändigen Planung erstellen. Die Kosten für das Glashaus wurden zunächst auf rd. 235.000 € veranschlagt und genehmigt, obwohl sich nach den internen Vorgaben der Bauverwaltung ein Kostenrahmen von lediglich rd. 73.000 € errechnet hätte. Wegen zusätzlicher Anforderungen erhöhten sich die Kosten im weiteren Projektverlauf um weitere rd. 75.000 € auf rd. 310.000 €.
Auch die vom Ministerium angeführte Einmaligkeit und die hohen Ansprüche an dieses Gewächshaus rechtfertigen nicht den letztlich damit verursachten Kostenaufwand. So ist der Rechnungshof der Auffassung, dass eine einfachere, weit wirtschaftlichere Lösung möglich gewesen wäre, z. B. unter Einbeziehung auf dem Markt erhältlicher Bauelemente, die den gleichen Zweck erfüllt hätte.
Der hohe Aufwand für dieses Gewächshaus ist für die Finanzkontrolleure umso unverständlicher, als die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ohnehin knapp bemessen sind und die Bauämter immer wieder dringende Maßnahmen zur Instandhaltung und Instandsetzung unter Hinweis auf fehlende Mittel zurück stellen, so z. B. auch bei den großen Gewächshäusern im Botanischen Garten der Universität Tübingen in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem hier geschilderten kleinen Gewächshaus.