Beim Haupt- und Landgestüt Marbach droht der jährliche Zuschussbedarf stark anzusteigen - die Wirtschaftlichkeit muss dringend verbessert werden.

  • Der eigene Tierbestand des Gestüts sollte deutlich reduziert werden
  • Notwendige Sanierungen und Maßnahmen für Arbeitssicherheit und Tierschutz sollten Priorität vor Baumaßnahmen für den Pferdesport haben
  • Für Steuerungszwecke sollte eine aussagekräftige Kosten- und Leistungsrechnung etabliert werden

Karlsruhe/Stuttgart: Der Rechnungshof hat das Haupt- und Landgestüt Marbach geprüft und fordert weitere Maßnahmen, um dessen Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Ansonsten droht der jährliche Bedarf an Zuschüssen durch das Land stark anzusteigen.

Zu den Aufgabenbereichen des Gestüts zählen u. a. die Pferdezucht, Bildung und Beratung sowie touristische Besucherangebote. Das Gestüt hält durchschnittlich rund 570 Pferde, davon rund 330 eigene Pferde. Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 musste das Land jedes Jahr fast 6 Mio. Euro aufwenden, um den Fehlbedarf zu decken.

Der Rechnungshof stellte fest, dass beim Gestüt betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente fehlten. Vorgesehene Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit sind nicht konsequent umgesetzt worden. So wurde beispielsweise der eigene Stuten- und Fohlenbestand nicht wie geplant reduziert.

Das Gestüt hält Hengste für die Erhaltungszucht von gefährdeten Pferderassen sowie zur Zucht von Vollblutarabern. Zudem werden Hengste anderer Pferderassen für die Zucht von Sport- und Reitpferden gehalten. Obwohl für die Sport- und Reitpferdezucht ein ausreichendes privates Angebot an Zuchthengsten bereitsteht und die Bedeckungen stark rückläufig waren, wurde der Zuchthengstbestand nicht verringert.

Zudem betreibt das Gestüt im Land Servicestationen außerhalb des Standorts Marbach. Auf diesen können Pferdezüchter ihre Stuten von einem Zuchthengst des Gestüts bedecken oder künstlich besamen lassen. Von den sechs im Jahr 2019 noch bestehenden Servicestationen werden drei Servicestationen sehr gering ausgelastet. Die eigene Vorgabe, unrentable Servicestationen zu schließen, wurde nicht ausreichend umgesetzt.

Das Gestüt hat in seinem Gebäudebestand einen Sanierungsbedarf von 40 Mio. Euro. Daneben sind weitere Investitionen für Arbeitssicherheit und Tierschutz sowie für internationale Sport- und Turnieraktivitäten von 45 Mio. Euro vorgesehen. Der Rechnungshof hält die Investitionen für den Pferdesport für überdimensioniert. Sie betreffen zum einen Investitionen für den Umbau und die Erweiterung von bestehenden baulichen Anlagen, wie z. B. der Pferdesportarena sowie der Reithalle für insgesamt 8 Mio. Euro. Zudem sind Investitionen von 21 Mio. Euro für neue bauliche Anlagen, wie z. B. eine neue Reithalle mit Cateringbereich und Konferenzräumen, drei neue Pferdesportplätze, Gastställe für 75 Pferde, Flächen für Gastzelte für weitere 200 Pferde sowie zusätzliche Parkflächen für 200 Pferdetransporter, geplant. Die laufenden Folgekosten für den dauerhaften Unterhalt und das zusätzliche notwendige Personal wurden bisher noch nicht ermittelt. Zudem ist angesichts der aktuellen Preissteigerungen für Bauleistungen mit noch deutlich höheren Kosten zu rechnen.

Der Rechnungshof empfiehlt, für Steuerungszwecke eine aussagekräftige Kosten- und Leistungsrechnung zu etablieren und den eigenen Tierbestand des Gestüts deutlich zu reduzieren. Unrentable Servicestationen sollten zeitnah geschlossen werden. Im Hinblick auf den hohen Sanierungsbedarf im Gebäudebestand des Gestüts sollten neue Investitionen für größere internationale Turniere nicht im Vordergrund stehen. Priorität sollten vielmehr die Sanierung von bestehenden baulichen Anlagen und Maßnahmen für die Arbeitssicherheit und den Tierschutz haben. Die Pläne zur Ausweitung internationaler Sport- und Turnieraktivitäten sollten hinsichtlich ihrer Dimensionierung überprüft werden.