Bei den Laboren der Universitätsklinika bestehen erhebliche Optimierungspotenziale
- Die Dokumentation der Laborleistungen muss dringend verbessert werden
- Nach Einschätzung des Rechnungshofs besteht bei den zentralen Laboren ein rechnerisches Einsparpotenzial von rd. 9 Mio. €
- Bei Vermeidung von Doppelarbeit und Aufgabenkonzentration könnten weitere 0,9 Mio. € eingespart werden
Karlsruhe/Stuttgart. „Ohne eine flächendeckende, zeitnahe und verlässliche Dokumentation der Leistungen kann die Wirtschaftlichkeit der Labore der Universitätsklinika nicht gesichert beurteilt werden. Im Interesse einer kostengünstigen Krankenversorgung sollten die Universitätsklinika hier schnell Abhilfe schaffen. Dass gerade im Bereich der zentralen Labore erhebliche Optimierungspotenziale bestehen, zeigt eine Modellrechnung des Rechnungshofs“, so Martin Frank, der Präsident des Rechnungshofs Baden-Württemberg, vor Journalisten in Stuttgart bei der Vorstellung der Denkschrift 2006.
Die vier Universitätsklinika in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm betreiben stationäre und ambulante Krankenversorgung. Sie unterhalten Laboreinrichtungen für die Krankheitsdiagnose und die Kontrolle von Therapiemaßnahmen, die einen nicht unwesentlichen Kostenfaktor bei der Berechnung der Behandlungskosten darstellen. An allen Standorten sind sowohl zentrale Labore für den gesamten Bereich der Universitätsklinik als auch dezentrale Labore für die einzelnen Kliniken oder Institute eingerichtet.
Der Rechnungshof hat die Produktivität und den Ressourceneinsatz in den Jahren 2003 und 2004 in diesen Laboren geprüft. Hierbei hat er sich auf die betriebswirtschaftliche Identifikation von Schwachstellen beschränkt. „Ob und wie diese Schwachstellen behoben werden können, und wie eine Neuorganisation zur Leistungssteigerung oder Kostensenkung aussehen kann, müssen die Universitätsklinika selbst beantworten, weil dabei die örtlichen medizinischen und organisatorischen Belange einfließen müssen“, so die Rechnungsprüfer.
„Die größte Schwierigkeit bei der Prüfung bestand darin, dass die Universitätsklinika nur über unvollständige und fehlerhafte Informationen zum tatsächlichen Leistungsvolumen ihrer Labore verfügten. Einige Labore konnten nur Schätzungen vornehmen oder waren generell nicht in der Lage, Angaben über ihre Laborleistungen zu machen. In anderen Bereichen waren zumeist wegen unzureichender DV-Ausstattung nicht sämtliche Leistungen dokumentiert“, monierten die Finanzkontrolleure. Eine abschließende Beurteilung der Wirtschaftlichkeit des Ressourceneinsatzes in den Laboren sei daher nicht in allen Punkten möglich gewesen.
Die Rechnungsprüfer haben deshalb mit den von den Universitätsklinika zur Verfügung gestellten Daten in einer Modellberechnung veranschaulicht, in welcher finanziellen Größenordnung sich Wirtschaftlichkeitsreserven bei den zentralen Laboren bewegen können. Ausgehend von den Kennzahlen der jeweils leistungsbesten Labore ergab sich für alle vier Standorte zusammen ein Einsparpotenzial von rd. 9 Mio. €.
Vor diesem Hintergrund fordert der Rechnungshof nachdrücklich, künftig eine umfassende und zuverlässige Erfassung der Laborleistungen zu gewährleisten, die den Forderungen der Krankenhaus-Buchführungsverordnung nach einer effektiven Steuerung und Beurteilung der Wirtschaftlichkeit entspricht. Dabei sei im Interesse des Landes als Gewährträger der Universitätsklinika Wert auf eine transparente und vergleichbare Dokumentation sämtlicher Leistungen an allen vier Standorten zu legen.
Wirtschaftlichkeitspotenziale liegen nach Ansicht der Finanzkontrolleure auch in einer verstärkten Zentralisierung der Leistungen und in einer höheren Automatisierung. Die Untersuchung habe ergeben, dass sich die Leistungsspektren bei den zentralen und den dezentralen Laboren teilweise stark überschneiden. Nach Auffassung der Finanzkontrolleure könnten die betreffenden Leistungen in den meisten Fällen in den wesentlich größeren Einheiten der zentralen Labore wirtschaftlicher und damit kostengünstiger erledigt werden. Dort bestehe in der Regel eine leistungsfähigere apparative Infrastruktur, Tätigkeiten wie Reinigung und Desinfizierung könnten besser gebündelt werden und auch der Aufwand für den Bereitschaftsdienst sowie für administrative Tätigkeiten sei geringer. Die Rechnungsprüfer verkennen hierbei nicht, dass derartige Leistungsverlagerungen letztlich nur nach einer fachlichen Einschätzung vor Ort unter Berücksichtigung der strategischen Ausrichtung der hiervon betroffenen Disziplinen erfolgen können.
Dass dieser Weg grundsätzlich gangbar und Erfolg versprechend sei, zeigten die aktuellen Umstrukturierungen der Universitätsklinika bei den dezentralen Laboren. Dort wurden bereits 56 Stellen mit einem Finanzvolumen von 2,6 Mio. € abgebaut. Nach den Berechnungen der Finanzkontrolleure bestehe jedoch bei allen vier Universitätsklinika zusammen ein weiteres Zentralisierungspotenzial von rd. 0,9 Mio. €.
„Im Interesse einer möglichst kostengünstigen Krankenversorgung sollten die aufgezeigten Verbesserungspotenziale möglichst schnell umgesetzt werden“, fordert die Karlsruher Kontrollbehörde.