Landesbetrieb Haupt- und Landesgestüt Marbach

Denkschrift 2022, Beitrag Nr. 11 (Kapitel 0823)

Zu den Aufgaben des Landesbetriebs Haupt- und Landgestüt Marbach zählen u. a. die Pferdezucht, Bildung und Beratung sowie touristische Besucherangebote. Eine frühere Prüfung des Rechnungshofs für das Jahr 2006 hatte ergeben, dass alle Aufgabenbereiche des Gestüts defizitär arbeiteten. Deshalb empfahl der Rechnungshof damals, Personal und Aufgaben abzubauen sowie insbesondere den Zuchthengstbestand zu reduzieren. Bereits mit dem Projekt „Marbach 2009“ und in der Folge mit dem „SOLL-Projekt“ 2013 wurden Konzepte erarbeitet, die die Wirtschaftlichkeit des Gestüts verbessern sollten. Insbesondere sollte der Bestand an Stuten, Fohlen und Zuchthengsten reduziert werden. Zum Zeitpunkt der Prüfung wurden durchschnittlich rund 570 Pferde gehalten; davon rund 330 eigene Pferde. Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 wuchs der Jahresfehlbetrag auf 5,8 Mio. Euro an.

Beim Gestüt fehlten betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente. Die vorgesehenen Maßnahmen der beiden eigenen Entwicklungskonzepte des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz waren nicht konsequent umgesetzt worden. So wurde beispielsweise der eigene Stuten- und Fohlenbestand nicht wie geplant reduziert.

Obwohl für die Sport- und Reitpferdezucht ein ausreichendes privates Angebot an Zuchthengsten bereitstand und die Bedeckungen stark rückläufig waren, wurde der Zuchthengstbestand nicht wesentlich verringert.

Von den sechs im Jahr 2019 noch bestehenden Servicestationen erzielten drei Servicestationen, die überwiegend den Sport- und Reitpferdebereich betreffen, nur noch eine geringe Auslastung. Zudem waren fast 40 Prozent der Bedeckungen, die auf den Servicestationen erfolgten, künstliche Besamungen, für die keine Servicestation erforderlich gewesen wäre.

Es bestand Sanierungsbedarf im Bestand des Gestüts von 40 Mio. Euro. Geplant waren zudem weitere Investitionen für internationale Sport- und Turnieraktivitäten. Diese hielt der Rechnungshof für überdimensioniert. Sie betrafen zum einen den Umbau und die Erweiterung von bestehenden baulichen Anlagen (8 Mio. Euro) und neue bauliche Anlagen (21 Mio. Euro).

Parlamentarische Behandlung

Der Landtag hat die Landesregierung gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass beim Haupt- und Landgestüt Marbach

1. eine aussagekräftige Kosten- und Leistungsrechnung aufgebaut wird, damit die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Aufgabenbereiche und des gesamten Landesbetriebs beurteilt werden kann;

2. der Zuchthengstbestand in der Sport- und Reitpferdezucht reduziert wird;

3. die mittelfristige Schließung der Servicestationen Biberach, Ellwangen und Zogenweiler geprüft wird;

4. für die eigene Fohlen- und Stutenherde eine fachliche Konzeption mit dem Ziel erstellt wird, den Bestand zu überprüfen;

5. Maßnahmen für notwendige Sanierungen und für den Tierschutz, die Arbeitssicherheit und die Arbeitswirtschaft vorrangig vor Baumaßnahmen für den Pferdesport priorisiert werden und hierbei die bisher geplanten Baumaßnahmen – insbesondere für den Pferdesport – auf ihre Notwendigkeit und Dimensionierung hinterfragt werden;

6. geprüft wird, ob die geplante Sanierung des Ochsenstalls in St. Johann die wirtschaftlichste Alternative ist. Zudem sollte überprüft werden, ob angesichts des sehr hohen Sanierungsbedarfs für das Vorwerk Güterstein und dessen geringen Nutzwerts für das Gestüt die Fohlen kostengünstiger untergebracht und das Vorwerk Güterstein zur anderweitigen Nutzung freigegeben oder verkauft werden können.

Parlamentarische Erledigung

Der Beitrag ist noch nicht parlamentarisch erledigt. Die Landesregierung hat dem Landtag über das Veranlasste bis zum 30.09.2023 zu berichten.

Letzte Änderung dieses Artikels: 16.02.2023