Die Schulden des Landes sind 1999 erneut um 1,5 Mrd. DM auf jetzt 59,3 Mrd. DM angewachsen. Die haushaltsmäßige Netto-kreditaufnahme war um rd. 0,7 Mrd. DM geringer als im Vorjahr.
1 Schuldenentwicklung
1.1 Die Verschuldung des Landes ist auch im Hj. 1999 angestiegen. Die Landesschulden und verlagerten Verpflichtungen haben sich wie folgt verändert:

Im Laufe des Jahres 1999 nahm das Land auf Grund der Ermächtigung im StHG Kassenverstärkungskredite an 132 Tagen (Vorjahr 136 Tage) in Anspruch. Mit 315 Mio. DM war am 11.01.1999 die höchste Kreditaufnahme zu verzeichnen. Am 31.12.1999 waren keine Kassenkredite aufgenommen.
1.2 Die Schulden einschließlich der verlagerten Verpflichtungen sind 1999 um 1 470,6 Mio. DM (838,6 Mio. DM weniger als im Vorjahr) gestiegen (Schaubild 1).

Im Hj. 1999 sind am Kapitalmarkt 6 999 Mio. DM neue Darlehen aufgenommen worden. Gleichzeitig wurden 5 999,5 Mio. DM getilgt. Die haushaltsmäßige Nettokreditaufnahme war somit 1999 mit 999,5 Mio. DM um 673,9 Mio. DM geringer als im Vorjahr (1 673,4 Mio. DM) und um 811,5 Mio. DM niedriger als veranschlagt (Schaubild 2). Da im Hj. 1999 ein kassenmäßiger Überschuss von 880,1 Mio. DM erwirtschaftet wurde, wäre zur Deckung der Ausgaben an sich nur eine Kreditaufnahme von 119,4 Mio. DM erforderlich gewesen.
Der gegenüber der Nettokreditaufnahme von 999,5 Mio. DM um 60 Mio. DM geringere Zuwachs der Kreditmarktschulden zum 31.12.1999 (939,5 Mio. DM) ist darauf zurückzuführen, dass von den im Jahr 1999 haushaltsmäßig gebuchten Kreditaufnahmen 60 Mio. DM bereits im Jahr 1998 valutiert waren.

Die im Jahr 1999 um 521,1 Mio. DM gestiegenen Schulden gegenüber dem Bund und dem Lastenausgleichsfonds für den Wohnungsbau sind finanzwirtschaftlich nicht von Bedeutung, weil den Schuldendienstverpflichtungen entsprechende Einnahmen von den Darlehensnehmern gegenüberstehen.
Die Kreditfinanzierungsquote im Sinne des Anteils der Nettokreditaufnahme an den bereinigten Gesamtausgaben (ohne die besonderen Finanzierungsvorgänge) in Höhe von 55 975,5 Mio. DM hat sich gegenüber dem Vorjahr von 3,1 % um 1,3 Prozentpunkte auf 1,8 % verringert.
1.3 Die auf die L-Bank, die LEG Landesentwicklungsgesellschaft Baden-Württemberg mbH und die Finanzierungsgesellschaft für öffentliche Bauten mbH (Baufinanz) verlagerten Verpflichtungen, für die das Land den Schuldendienst oder den Finanzierungsaufwand erstattet, haben sich um 10 Mio. DM auf 870 Mio. DM erhöht.
2 Pro-Kopf-Verschuldung
Die Verschuldung des Landes am Kreditmarkt (einschließlich öffentliche Sondermittel) erhöhte sich zum 31.12.1999 auf 55 846,4 Mio. DM. Die Pro-Kopf-Verschuldung betrug danach 5 344 DM (Vorjahr 5 275 DM) und ist gegenüber dem 31.12.1998 um 1,3 % gestiegen; in den acht alten Flächenländern belief sie sich durchschnittlich - bei einer Steigerung um 1,1 % - auf 6 765 DM (Vorjahr 6 690 DM). Zur Pro-Kopf-Verschuldung im einzelnen s. Schaubild 3 und Übersicht 1.


Baden-Württemberg liegt in der Pro-Kopf-Verschuldung weiter auf dem zweitbesten Platz der (alten) Flächenländer. Der Abstand zu Bayern, das seit langem die günstigste Pro-Kopf-Verschuldung aufweist, ist gegenüber dem Vorjahr wiederum etwas größer geworden. Gleichzeitig hat sich aber auch der Abstand zu den nachfolgenden Ländern (ausgenommen zu Hessen) vergrößert.
3 Kreditaufnahme und Schuldendienst
Die Entwicklung der jährlichen (haushaltsmäßigen) Brutto- und Nettokreditaufnahme sowie der Aufwendungen für den Schuldendienst in den letzten zehn Jahren zeigt Übersicht 2.

Die Ist-Ausgaben des Schuldendienstes für die Kreditmarktmittel (Zinsen und Tilgungsleistungen Kap. 1206 Ausgabe-Tit.Gr. 86 - ohne Tit. 563 86 Ausgleichsstock-) waren im Hj. 1999 durch erheblich niedrigere Tilgungen um 2 474,3 Mio. DM (-21,3 %) geringer als im Vorjahr. Die geringeren Tilgungsleistungen sind darauf zurück zu führen, dass in den letzten Jahren im Hinblick auf die Festschreibung der günstigen Zinssätze überwiegend Kreditverträge mit langen Laufzeiten abgeschlossen wurden.
Die Zinsausgaben für die Kreditmarktschulden beliefen sich im Hj. 1999 auf 3 121,9 Mio. DM. Danach betrug die Zinsausgabenquote als Verhältniszahl der Zinsausgaben zu den bereinigten Gesamtausgaben 5,6 %.
Der Schuldendienst an die L-Bank und die Erstattung des Finanzierungsaufwands an die Baufinanz sowie an die LEG belief sich im Hj. 1999 auf 314,2 Mio. DM. Darin sind auch die Ersatzleistungen an die L-Bank für die Finanzierung des Darlehensanteils des Landes bei der Ausbildungsförderung für Studierende in Höhe von 66,8 Mio. DM enthalten, die aus systematischen Gründen dem gesamten Schuldendienst zuzurechnen sind.
Die Ausgaben des Schuldendienstes für die Kreditmarktmittel und der Aufwand für die verlagerten Verpflichtungen haben sich danach um 2 484,9 Mio. DM auf 9 435,6 Mio. DM verringert. Dementsprechend beträgt der Anteil des gesamten Schuldendienstes an den Gesamtausgaben des Landes 15,1 % (Vorjahr 18,5 %).
Der Schuldendienst erfordert somit rd. ein Sechstel der Gesamtausgaben und ist nach den Personalausgaben und den Ausgaben für Zuweisungen und Zuschüsse nach wie vor der drittgrößte Posten im Landesetat.
4 Kreditaufnahme - Investitionen - Steuereinnahmen
4.1 Nach Art. 84 LV dürfen die Einnahmen aus Krediten die Summe der im Haushaltsplan veranschlagten Ausgaben für Investitionen nicht überschreiten. Im StHpl. waren für das Hj. 1999 Ausgaben für Investitionen (Hauptgruppen 7 und 8) in Höhe von 5 301,6 Mio. DM veranschlagt. Tatsächlich wurden im Hj. 1999 für Investitionen 5 245,4 Mio. DM verausgabt. Davon wurden 177,3 Mio. DM aus Privatisierungserlösen des Landes finanziert. Nach Abzug der Zuweisungen des Bundes und der Gemeinden (Obergruppe 33) und der sonstigen Beiträge Dritter (Obergruppe 34) für Investitionen des Landes in Höhe von insgesamt 845,9 Mio. DM beliefen sich die vom Land selbst finanzierten Investitionen im Hj. 1999 auf 4 399,5 Mio. DM. Demgegenüber betrug die Nettokreditaufnahme 999,5 Mio. DM. Das Land hat auch unter dieser einengenden Betrachtung des Investitionsbegriffs im Hj. 1999 die verfassungsmäßige Verschuldungsgrenze eingehalten.
4.2 Die Nettokreditaufnahmen und die Einnahmen aus Steuern haben sich in den letzten Jahren wie in Übersicht 3 dargestellt entwickelt.

Das Steueraufkommen ist im Hj. 1999 gegenüber dem Vorjahr um 2 289 Mio. DM + 5,5 %) gestiegen und lag um 1 494 Mio. DM über dem Haushaltsansatz. Da den Steuermehreinnahmen entsprechende Mehrausgaben des Landes im Länderfinanzausgleich und im kommunalen Finanzausgleich gegenüberstanden, beliefen sich die gegenüber dem Haushaltsansatz verfügbaren Mehreinnahmen letztlich nur auf 869 Mio. DM.
Die Steuerdeckungsquote, d.h. das Verhältnis der Steuereinnahmen zu den bereinigten Gesamtausgaben ist im Hj. 1999 gegenüber dem Vorjahr (75,7 %) auf 78,0 % gestiegen.
4.3 Die Übersicht 4 zeigt die Entwicklung der wesentlichen Ausgabearten und die prozentualen Anteile an den bereinigten Gesamtausgaben des Landes in den letzten zehn Jahren.

Die Personalausgaben sind im Hj. 1999 gegenüber dem Vorjahr um 564,2 Mio. DM (+ 2,5 %) gestiegen. Da die bereinigten Gesamtausgaben im Vergleich zum Vorjahr mit 1 373,1 Mio. DM im gleichen Verhältnis (+ 2,5 %) gewachsen sind, hat sich die Personalausgabenquote von 41,1 % gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Demgegenüber ist der Anteil der Zuweisungen und Zuschüsse einschließlich der Leistungen im Länderfinanzausgleich um 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Während sich der Anteil der sächlichen Verwaltungsausgaben prozentual nicht verändert hat, ist die Investitionsquote wiederum auf jetzt 9,4 % zurückgegangen. Da die Zinsausgaben trotz des Schuldenzuwachses um 85,2 Mio. DM gesunken sind, hat sich auch die Zinsausgabenquote auf 5,6 % (Vorjahr 5,9 %) verringert.
4.4 In der Übersicht 5 sind die Zinsausgaben im Vergleich und im Verhältnis zu den Steuereinnahmen (Zins-Steuer-Quote) dargestellt. Danach musste im Hj. 1999 ein Anteil von 7,2 % des Steueraufkommens (Vorjahr 7,8 %) zur Deckung der Zinsverpflichtungen verwendet werden.

Das Land gab auch 1999 weit mehr Mittel für Zinsen aus (3 122 Mio. DM), als es netto über Kredite einnahm (999,5 Mio. DM). Angesichts der sich abzeichnenden Veränderung des Zinsniveaus nach oben muss die in den beiden letzten Jahren begonnene Rückführung der Neuverschuldung konsequent fortgesetzt werden, um künftig wieder mehr finanziellen Handlungsspielraum für Investitionen zur Erfüllung wichtiger Aufgaben zu gewinnen.
5 Landesschuldbuch
Das Landesschuldbuch erbringt den ordnungsgemäßen Nachweis über die Buchschulden des Landes. Der RH hat die im Hj. 1999 in das Landesschuldbuch eingetragenen Schuldbuchforderungen geprüft. Die Prüfung hat keine Beanstandungen ergeben.